Deutschland ein Frühlingslied – Michael Schernthaner Teil 3

Nach nochmaliger Rücksprache mit meinem Freund Michael, hat er mir erlaubt, nun doch sein ganzes Gedicht zu veröffentlichen und nicht nur auszugsweise, wie ich es bisher getan habe. Damit könnt ihr hier, jetzt so nach und nach das Gedicht verfolgen und immer ein paar Tage danach mein Rezept oder meine Rezepte aus der Stadt in der der Dichter verweilt hat. Aber jetzt hat die Poesie vorrang und der Poet ist immer noch in der bayerischen Hauptstadt:

III

Zu Füßen der großen Bavaria
Regt sich ein recht buntes Treiben.
Was hier an Bier getrunken wird,
Lässt sich nur schwerlich beschreiben.

Mich treibt die Neugierde auch dorthin,
Ins Gewimmel, und als ich saß,
Da brachte mir eine Kellnerin
Auch so ein schweres Glas.

Es ist recht groß und knapp gefüllt
Mit Bier, das riesige Glas.
Ein Bayer erklärte mir dazu:
“Dees hoaßd bei uns a Mass.”

Das Bayrisch klingt für mich so süß,
So alt, so bodenständig.
Und quasseln sie erst richtig los,
Wird vieles unverständlich.

Trotzdem ich kaum was verstehen konnte,
Blieb ich ein Stündchen sitzen.
Doch nach dem zweiten Wies’n-Mass
Begann ich leicht zu schwitzen.

Es trieb mich eilig zu dem Ort,
Wo man Erleichterung findet.
Ganz Deutschland schien zu pieseln hier.
Die Länder waren pinkelnd verbündet.

Schwaben und Hessen standen da.
Ich hörte Berliner und Sachsen.
Im Bierrausch war das germanische Volk
Ganz innig zusammengewachsen.

Die Menschen feiern dort fröhlich vereint
Das bayrische Volksvergnügen.
Sie lachen und trinken sehr viel Bier
Aus den üppigen Bayern-Krügen.

Gesungen werden zur Blasmusik
Lieder vom lustigen Leben.
Man tanzt dazu auf den Tischen herum,
Bis schließlich die Zelte erbeben.

Ein Prosit auf die Gemütlichkeit!
Krakeelen die trunkenen Kehlen.
Jetzt trinken wir noch eine Mass!
Erschallt der Ruf in den Sälen.

Dieses Spektakel der Bierbrauerkunst
Gibt es schon seit Generationen.
Es kommen Besucher aus aller Welt
Um diesem Fest beizuwohnen.

Mein Bauch war voll, ich schlenderte
Geruhsam durch die Gassen.
München ist eine saubere Stadt.
Es liegt kaum Dreck auf den Straßen.

Auf seine Frauenkirche ist
Wohl stolz ein jedweder Bayer.
Und einen Mann verehren sie sehr.
Den Pater S.J. Ruppert Mayer.

IV

Ich fiel ins Bett und schlief gleich ein,
Der Schlaftrunk zog mich nieder.
Und als ich einschlief, träumte ich
Von der bayrischen Dame wieder.

Bavaria trank mit mir eine Mass.
Wir saßen zu zweit auf dem Hügel,
Der leicht hinunter führt ins Tal,
Zum traditionellen Brauhausstüberl.

Die Gassen waren wie leer gefegt.
Kein Hund lief mehr durch die Straßen.
Wir blieben völlig ungestört,
Als wir alleine dort saßen.

Sie erzählte vom König Ludwig mir,
Von seinen prunkvollen Schlössern.
Er liebte das Reiten und verstand
Sehr viel von prächtigen Rössern.

Ohne diesen Ludwig wäre
Bayern um sehr vieles ärmer.
Er war ein Märchenkönig und dazu
Ein großer verträumter Schwärmer.

Mit seinen gewaltigen Bauten hat er
Sein schönes Königreich fast ruiniert.
Dann ertrank er auf seltsame Weise,
Oder man hat ihn im See liquidiert.

Sie sprach darüber sehr nachdenklich,
Sein Tod schien ihr nahe zu gehen.
Ich glaubte sogar eine Träne
In den feuchten Augen zu sehen.

Die erhabene Frau hat in jener Nacht
Noch ziemlich viel getrunken.
Sie wirkte, trotz schwerer Zunge, beschwingt
Und hat kräftig nach Bier gestunken.

Ich sei ihr sympathisch, erklärte sie mir.
Und drückte mich dabei oft heftig.
Das Weib ist nicht nur recht stabil,
Die Dame ist wirklich kräftig.

Sie sagte: “Wie du siehst mein Sohn,
Ist Bayern heute viel klüger.
Der Frieden zog ein in mein Vaterland.
Die Leute, sie lachen wieder.

In Zukunft werde ich wachsam sein.
Und das eine verspreche ich dir.
Den nächsten kleinen Führer, ich schwör’s.
Den ertränk ich in diesem Bier.“

Danach gab sie zum Abschied mir,
Mit ihrer Hand von Herzen
Auf meine Schulter einen Schlag,
Ich habe heut noch Schmerzen.

Ich wachte plötzlich auf und lag
Vor meinem Bett am Boden.
Ich bin durch jenen Schlag im Traum
Wahrscheinlich herausgeflogen.

V

Von München fuhr ich mit der Bahn
Nach Leipzig im tiefen Sachsen.
Die deutsch-deutsche Grenze gab es nicht mehr.
Sie war mit Gras überwachsen.

Die deutsch-deutsche Grenze gibt’s nicht mehr, deshalb folge ich dem Dichter und mache mich auch auf den Weg nach Leipzig, um zu erkunden was Sachsen kulinarisch zu bieten hat.

Bis dann Ihr Konditormeister

Martin Schönleben

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