Neuseeländische Wissenschaftler fanden in einer kleinen Hütte in der Antarktis einen Früchtekuchen. 106 Jahre soll der Kuchen im ewigen Eis ausgehalten haben. Noch original verpackt in Papier gewickelt und in der verzinnten Dose hat ihn wahrscheinlich der Britte Robert Falcon Scott vor über hundert Jahren bei einer Antarktis-Expedition zurück gelassen. Die neuseeländischen Wissenschaftler berichteten, dass der Kuchen konserviert im Eis in einem so guten Zustand gewesen wäre, dass man ihn immer noch essen hätte können. Allerdings soll er ein bisschen streng gerochen haben. Vielleicht war dies der Grund, warum die Wissenschaftler auf die Geschmacksprobe verzichtet haben. Hier auf der Seite der Antarctic Heritage Trust könnt ihr den Originalkuchen bewundern. Aber wer will, kann den Antarktiskuchen probieren, denn ich habe ihn einfach einmal zuhause nach gebacken. Es war natürlich jetzt nicht so einfach, herauszufinden, was es für ein Kuchen gewesen ist, denn die einzigen Informationen die mir zur Verfügung standen war die Firma, die den Kuchen hergestellt hat: „Huntley und Palmers“ und das es ein Früchtekuchen war. Leider haben mir die Forscher kein Stückchen vorbei gebracht, damit ich es hätte probieren können. Aber die Firma gibt es noch. Jedoch einen Früchtekuchen haben sie nicht mehr im Angebot. Deshalb musste ich jetzt selber mein Gehirn anstrengen. Eines war natürlich sofort klar, ein Kuchen mit frischen Früchten wäre vollkommen ungeeignet für eine Antarktis-Expedition. Es musste ein gut haltbarer Kuchen sein und die Früchte konnten nur getrocknete Früchte und Dickzuckerfrüchte sein. Da die Herstellerfirma aus Großbritannien kam, war es mir schnell klar, dass es sich nur um einen „Rich Fruit Cake“ gehandelt haben musste. Natürlich war für mich auch klar, dass ich diesen historischen Kuchen sofort nachbacken musste, da das Original wieder zurück in die Antarktis kommen soll.
Rich Fruit Cake
Rezept:
250 g Sultaninen
225 g kandierte Kirschen gehackt
160 g kandierte Ananas gehackt
50 g kandierter Ingwer gehackt
60 g Zitronat gehackt
60 g Orangeat gehackt
100 g Weinbrand
60 g Walnüsse geröstet und grob gehackt
60 g Mandeln gestiftelt und geröstet
230 g Butter
230 g Zucker
4 g geriebene Zitronenschale
3 g gemahlene Vanille
4 Eier (200 g)
170 g Weizenmehl
60 g Stärke
5 g Backpulver
Zubereitung:
Am Tag vorher richte ich mir die Früchte her und weiche sie dann im Weinbrand ein. Noch besser ist es, wenn man sie mindestens zwei Tage vorher einweicht. Anschließend röste ich noch die Walnüsse und die Mandeln. Am nächsten Tag wärme ich die Butter etwas an und rühre sie dann zusammen mit dem Zucker und den Gewürzen schaumig. Die Eier gebe ich nach und nach dazu. Dann versiebe ich Weizenmehl, Stärke und Backpulver und rühre es zusammen mit den Früchten unter die Masse. Aber nur ganz kurz, damit die Masse nicht zäh wird. Jetzt fülle ich es in einen 4eckigen Backrahmen (24 x 24 cm), damit mein „Rich Fruit Cake“ auch optisch nahe an das 106 Jahre alte Original kommt. Aber man kann die Fruchtmasse natürlich auch in jede andere Backform füllen. Ab in den vorgeheizten Ofen damit. Bei 180 ° C (Umluft) muss er nun ca. eine Stunde ausharren. Nach ca. 5 Minuten stelle ich die Temperatur auf 170 ° C zurück. Wenn er schön goldbraun gebacken ist, dann lasse ich ihn auskühlen. Das 106 Jahre alte Original ist ja einfach nur in Papier eingewickelt und in eine Blechdose verpackt. Das kann man natürlich so machen, ist aber ein bisschen langweilig, deshalb schlage ich vor, wir nehmen etwas heiße Aprikosenmarmelade und pinseln unseren Früchtekuchen damit an. Dann wärme ich etwas Fondant an und streiche meinen Kuchen noch einmal an. Anschließend sind unsere Dekorateurinnen und Verzierermeister an der Reihe, denn jetzt belegen wir den „Rich Fruit Cake“ mit Dickzuckerfrüchten, Mandeln und Nüssen. Hier kann man seiner kreativen Ader freien Lauf lassen. So lange es essbar ist, ist hier so ziemlich alles vorstellbar.Dann kommt der entscheidende Moment, ich muss meinen Kuchen anschneiden. Schaut doch gut aus!Noch wichtiger Geschmacksprobe: Schmeckt doch gar nicht so alt! Schmeckt sogar ziemlich fein!
Also auf auf:
- Ofen vorgeheizt
- 106 Jahre alten Kuchen gebacken
- Alten Winterpulli heraus gekramt
- Los marschiert
- Wir sehen uns dann an der kleinen Hüte im ewigen Eis
- Dann holen wir uns den Originalkuchen aus dem Regal und machen eine Doppelblindverkostung mit unseren Früchtekuchen.
In diesem Sinne viel Spaß beim Nachbacken und Forschen
wünscht Ihr Konditormeister
Martin Schönleben