Die süßen Seiten der Politik – Teil 18

Liebe Frau Katja Kipping,

Plinsen

als sozialpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE haben Sie mir Ihre Lieblingssüßspeise verraten. Auch wenn Sie keine große Tortenesserin sind, wie Sie mir selbst geschrieben haben, so sind Sie doch den süßen Seiten des Lebens nicht abgeneigt. Deshalb haben Sie mir berichtet, dass Sie durch Ihre Aufenthalte in Russland Blinis lieben gelernt haben. Damit haben Sie mich komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Denn erstens war ich noch nie in Russland und zweitens habe ich noch nie Blinis gebacken. Aber das ist ja gerade das Schöne an meiner Serie über die süßen Seiten der Politik, dass ich doch immer mal etwas Neues ausprobieren muss und nicht immer auf Bewährtes zurück greifen kann. Und bei den Blinis muss ich sagen Gott sei Dank. Denn das war wirklich eine Entdeckung für mich. Denn sie haben mir super geschmeckt. Und es gibt sie nicht nur in Russland. Die Slawen nennen sie Bliny und unsere Sachsen sagen oft Plinsen dazu.

Eigentlich wollte ich Blinis schon immer mal ausprobieren, aber alle Rezepte, die ich gelesen habe, hatten einen kleinen Fehler. Immer musste der Teig bereits am Vorabend angesetzt werden. Und so scheiterte es daran, dass jedesmal wenn ich die russischen Pfannkuchen machen wollte, kein Teig vom Tag davor da war. Tja Pech gehabt! Aber dann habe ich das Rezept von genussmousse gelesen und was stand da. Teig anrühren – eine Stunde stehen lassen – Eiweiß schaumig rühren und dazugeben – fertig. So einfach kann das sein. So habe ich es dann auch gemacht. Allerdings das Rezept wurde von mir ein wenig verändert. Da mir der Teig viel zu fest vorkam, habe ich mehr Milch genommen. Auch ein bisschen mehr Eigelb habe ich dazugegeben. Das Backpulver kann man getrost weglassen, da die Hefe genug Trieb entwickelt und das aufgeschlagene Eiweiß noch einmal für Lockerheit sorgt. Dreimal Trieb erscheint mir unsinnig.

Blini

Frau Kipping, Sie haben gesagt, dass man die russischen Blini sowohl süß, als auch herzhaft zubereiten kann. Das war natürlich eine Steilvorlage für mich, denn zu meiner Schande muss ich gestehen, obwohl meine Serie ja die süßen Seiten der Politik heißt, habe nur herzhafte gebacken. Sie empfehlen ja Hackfleisch für die Herzhaften. Jedoch habe ich meine Blinis mit Sauerrahm, Kaviar, Lachs und Nordseekrabben gefüllt. Wer eher auf eine süße Variante steht, bestreicht sie einfach mit Kompott oder Marmelade. Da die Blinis neutral im Geschmack sind, kann man natürlich beides servieren. Deshalb eignen sie sich natürlich wunderbar für die Verpflegung an einem Parteitag der Linken. Mit diesem Gericht kann man alle Parteiflügel zufrieden stellen. Für die moskautreuen Fundamentalisten gibt es dünne runde Blinis mit Sauerrahm und russischem Kaviar. Dem westdeutschen Gewerkschaftslinken serviert man die Blinis etwas dicker und bestreicht sie mit saarländischem Pflaumenmus. Dem ostdeutschen SED-Kaderflügel bäckt man die russischen Pfannkuchen mit Nudossi und serviert dazu Rotkäppchen Sext. Die Altmarxisten bekommen die Blinis natürlich ohne alles serviert. Für alle Modernisten in Ihrer Partei sollte man es wie Heike machen und blaue Kartoffeln mit einbacken.

Wenn es also wieder einmal Probleme gibt mit den einzelnen Strömungen in Ihrer Partei Frau Kipping, dann habe ich hier die Lösung, einfach völkerverbindende Blinis backen.

Und damit dies auch gelingt kommt hier mein Rezept:

Rezept:

150 g Buchweizenmehl

150 g Weizenmehl

400 g Milch

3 Eigelbe

10 g Hefe

eine Prise Salz

etwas geriebene Zitronenschale

2 Eiweiß

Sauerrahmsauce:

250 g Sauerrahm

Minze, Olivenöl, Knoblauch, Meerrettich, Salz und Pfeffer

Zubereitung:

Zuerst verrühre ich Buchweizenmehl, Weizenmehl, Milch, Eigelbe, Hefe und Salz in einer Schüssel zu einem flüssigen Teig. Jetzt kommt ein Deckel drauf und die Hefe darf erst einmal arbeiten. Ca. eine Stunde lasse ich den Teig so stellen. In der Zwischenzeit rühre ich mir meine Sauerrahmsauce an. Das ist wirklich total einfach. Kräuter fein hacken zum Sauerrahm geben, einen Spritzer Olivenöl und fein gehackten Knoblauch dazu, umrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Fertig, ich habe dann noch zwei Variationen gemacht bei der ich den Knoblauch durch Meerrettich ersetzt habe und einmal das Olivenöl durch Kürbiskernöl. Hier ist der Fantasie wirklich keine Grenze gesetzt, außer man gehört der Interessengemeinschaft: „ das ist dann aber nicht mehr Original“ an. Hierfür empfehle ich die Recherche in alten russischen Kochbücher aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Dort findet man dann die wirklich originale Version. Ich habe meine Blinis jedoch mit geräuchertem Lachs, deutschem Kaviar und Nordseekrabben serviert. Für die süße Variante einfach mit Kompott oder Marmelade anrichten. Aber backen muss ich sie vorher doch noch. Auch ganz einfach! Ein wenig Öl in eine Pfanne und dann einen Schöpfer voll Bliniteig rein. Auf beiden Seiten goldbraun backen. Oder wer will, kann wie Frau Lena Linster den Teig einfach im Waffeleisen backen, auch eine interessante Variation, die die Traditionalisten den Angstschweiß auf die Stirne treibt.

Und mir bleibt nur noch allen viel Spaß beim Nachbacken zu wünschen

Ihr Konditormeister Martin Schönleben

 

7 Comments

      1. Sorry you didn’t get your share of the smoked slaomn. Funny, I thought the blinis tasted so much different from regular pancakes. The buckwheat gave it an earthy taste and yeast gave it a depth that regular buttermilk pancakes just don’t have.I made something like the pumpkin before. I think it’s important to use a pumpkin that is sweet enough. Can’t say about the size though. I made a small one, for two, though it was still too big. I’m not sure the small ones are sweet enough. Good luck, though. I’ll look forward to reading about how it comes out.

  1. Die Heike macht schon fies-professionelle Fotos (nur, dass dus weißt, Heike ;). Dafür machst du, Martin, fiese Popart-Bilder, an denen auch kein Weg vorbei führt. Irgendwie krass!
    Und essen, essen würde ich deinen Blini SOFORT!

    1. Liebe Micha,

      dem kann ich mich nur anschließen, dass die Heike fiese Fotos macht. Und wenn du dann meine Bilder als fiese Popart-Bilder bezeichnest, dann fühle ich mich geschmeichelt. Und geschmeckt haben mir die Blins sowieso.

      Es grüßt der geschmeichelte

      Martin

  2. Blinis – habe ich noch nie gemacht und fühle mich durch Deinen Blogartikel inspiriert. Ich werde mir das mal bookmarken und Dir sage ich danke schön und wünsche einen schönen, sonnigen Sonntag!

    Viele Grüße, Terragina

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