Früher, sozusagen in der guten alten Zeit, spielte eine üppige Hochzeitstorte noch nicht so eine große Rolle bei der Hochzeit. Dies hatte allerdings auch nur einen Grund, denn nur die wenigsten hatten genug Geld um sich so etwas Nobles vom Konditor leisten zu können. Also wurden eher einfachere Sachen gebacken. Hochzeitsbrote, Hochzeitsbrezn, Hochzeitssemmeln, Striezel usw..
Es ist zu beobachten, dass die Bräuche rund um die Hochzeitsbrote oder Hochzeitssemmeln weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Aber früher galt das Hochzeitsbrot als Heilbrot und hatte einen wichtigen Stellenwert im Hochzeitsbrauchtum. So wurde z. B. in manchen Gegenden das Hochzeitsbrot im Brauthause gebacken. So etwas kann man sich in der heutigen Zeit kaum mehr vorstellen. Sind doch alle Angehörigen schon von den anderen Geschehnissen rund um die Hochzeit total gestresst. Aber vielleicht ist es ja mal wieder an der Zeit, sich die Muse zu nehmen und sich die Zeit zu gönnen, einmal selbst das Hochzeitsbrot zu backen. Dieses selbstgemachte Brot wurde „Bracht“ genannt und von der Braut mitgebracht. Der Bräutigam hatte die ehrenvolle Aufgabe es anzuschneiden. Dieser Anschnitt wurde dann mit dem Hochzeitsbuschen aufgehoben, damit in dem neuen Haushalt das Brot niemals ausgehen würde.
Aber eigentlich wollte ich ja mehr über die Hochzeitsbreze erzählten, denn natürlich bringt eine Hochzeitsbreze dem Brautpaar Glück. Durch ihre verschlungene Form stellt sie Verbundenheit und Zusammenhalt sinnbildlich dar. Brot und Salz werden sehr häufig bei einem neuen Lebensabschnitt geschenkt, z. B. beim Einzug in eine neue Wohnung. Bei der Hochzeit steht die Breze für das Brot. Wer Brot und Salz schenkt will damit ausdrücken, dass dem Beschenkten beides niemals ausgehen soll. Auch wenn man sich das heutzutage gar nicht mehr so vorstellen kann, waren beide in früherer Zeit kostbare Güter. Und sie sollten dem Brautpaar ein langes gemeinsames sorgenfreies Leben garantieren.
Das Brezenziang oder Brezenhackln ist ein alter bayerischer Brauch, der leider schon ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Beim Brezenhackln liest einer der Hochzeitsgäste das Brezngedicht und die Brau und der Bräutigam nehmen jeweils ein Ende der Breze in eine Hand und ziehen dann an, solange bis die Breze in zwei Teile zerteilt ist. Wer bei diesem Brezenhackln das größere Stück in der Hand hat, behält natürlich auch in der Ehe die Oberhand.
Alle diese Gebäcke sind jedoch heutzutage ins Hintertreffen geraten und werden von einer üppigen Hochzeitstorte abgelöst. Aber die Zeit ist eigentlich reif, den einen oder anderen vergessenen Brauch wiederzubeleben. Deshalb hier zur Vorbereitung das Brezengedicht:
(Das Brezengedicht)
Wohlan vor dieses Hauses Tür
begrüß ich Euch mit Freude hier
vor allem Bräutigam und Braut
ihr habt‘s eich schließlich draut
Aber auch die Eltern und Verwandten,
nicht zu vergessen die Freunde und Bekannten.
Nun denn Liebe ………….…, Lieber ………………..
Eine Brezn ist euch wohlbekannt,
Wer sie nicht kennt ist nicht aus Bayernland
Jedoch hier haben wir ein ganz besonderes Exemplar
Ziemlich groß und auch noch etwas sonderbar.
Es ist eine Hochzeitsbrezn zum Hochzeitsziang
Danach kann keiner mehr liang
Wir werden‘s wissen ganz genau
Egal ob Mann ob Frau
Einer wird haben an die Hosn
Hier hilft auch kein Liebkosn
Nun werd ich es euch verraten
Auf die Regeln müsst ihr nicht mehr länger warten
Ein jeder muss ein Breznende fassen
Und dann oziang ohne los zu lassen.
Und wenn man sie dann ratsch zerreißt,
geht es nicht darum, dass einer runterbeißt
Denn es hat dann ein jeder eins von beiden Enden
In seinen frisch vermählten Händen.
Wer dann hat das größte Stück,
der hat auch das größte Glück,
und auch das Zepter in der Eh‘ zu führen
darf fortan natürlich seinen Partner regieren.
Nun, hurtig auf ihr liebes Paar, zieht feste an. Hau ruck!!!!!!!……………..
Oh nein, da schau mal einer und guck!
Die …………… der…………… hat das größte Stück,
ich glaub fast, das war ein Trick
Sie/Er hat garantiert mit Teufels Kraft
Das ganze Regiment an sich gerafft.
Drum liebe ………… Lieber …..……..zieht gemeinsam die Hosen an.
Und führt vereint das Steuer wie ein Mann
denn In eurem jungen Eheschiff,
gibt’s noch so manches gefährliche Riff.
Zum Schluss geb ich euch noch einen guten Rat,
helft euch mit Verstand und Tat.
Denn wenn die ersten Stürme wehn,
müsst ihr zueinander stehn.
In diesem Sinne wünsche ich allen Brautpaaren, viel Glück und dass sie bei allen Stürmen zueinander stehen werden.
Ihr Konditormeister Martin Schönleben