Lieber Herr Martin Koch,
Sie treten ja als Bürgermeisterkandidat der FDP an. Vor ein paar Jahren hätte ich es ja nicht für möglich gehalten, dass die FDP in Puchheim einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schickt. Aber Sie haben es ja geschafft, zusammen mit Frau Kuchinka, Herrn Theil und wahrscheinlich einigen anderen, die nicht so aktiv im Vordergrund agieren, der in Puchheim dahindümpelden FDP wieder Leben einzuhauchen. Das finde ich schon mal gut. Denn eine liberale Partei gehört für mich zu einer funktionierenden Demokratie unbedingt dazu. Wenn konservative und progressive Parteien um die Deutungshoheit unserer Demokratie streiten, dann ist es bestimmt ganz sinnvoll, wenn eine Partei noch einmal mit einer liberalen Sichtweise drüber schaut.
Leicht haben Sie es ja trotzdem nicht. Sie rackern sich hier vor Ort ab und dann kommt Thüringen. Nicht nur, dass sich ihr dortiger Parteichef von der AFD ins Ministeramt wählen lässt. Nein, zunächst scheint auch ihr oberster Parteichef Christian Lindner davon begeistert zu sein, endlich einen FDPler als Ministerpräsidenten zu haben. Klar am nächsten Tag rudert er sofort zurück, aber vielleicht zeigt das auch deutlich seine politische Haltung. Mir zumindest kommt er oft wie ein gelbes Fähnchen im Wind vor. Aber Thüringen alleine reicht der FDP ja noch nicht, denn dann kommen auch noch die rechten Parolen eines Parteimitglieds aus dem Landkreis. Welcher anscheinend auch nicht ganz einsehen kann, dass rechte Gesinnung nichts mit Liberalität zu tun haben kann. Vielleicht sollten Sie man mal deutlich machen, das liberale Demokratie da aufhört, wo jemand die Demokratie abschaffen will. Hier sollte doch wohl Schluss sein mit der Freiheit, oder sehe ich da was falsch?
Aber Sie wollen ja frischen Wind nach Puchheim bringen. Bürgerbeteiligung, Transparenz und Selbstbestimmung sind Ihnen die wichtigsten Themen für die Stadtratswahl. Und da muss ich sagen, dass sind ja auch wirklich die richtigen Themen für eine liberale Partei. Vor allem ein transparenter Stadtrat hat es Ihnen angetan. Sie würden ja am liebsten jede Stadtratssitzung live im Internet übertragen. Ich glaube ja, auf längere Sicht führt kein Weg daran vorbei, dass wir uns die Sitzungen des Stadtrates live im Internet anschauen können. Ich habe jedoch die Befürchtung, dass dies viel zu viel Geld kostet und man die wenigen, die sich dies dann anschauen, leicht an ein paar Händen abzählen kann. Aber Demokratie dürfen wir uns ja auch etwas kosten lassen.
Aber nun genug der trockenen Politik, reden wir über saftige Kuchen. Denn auf meinem Block soll es ja ums Backen gehen. Sie haben mir ja eine Kindheitserinnerung geschickt. Ihre Mutter hat diesen Kirschkuchen immer gebacken. Zugleich haben Sie bedauert, dass Sie auf den Kuchen schon über 15 Jahre verzichten mussten. Praktisch seit Sie ca. 500 km von Zuhause weggezogen sind und Puchheim Ihr neues Zuhause geworden ist. Aber welch großes Glück, Ihre Mutter hat das Rezept für uns wieder ausgegraben und ich konnte es nachbacken. Und ich muss sagen, es ist ein wirklich leckerer Kuchen. Er ist auch einer unserer Renner bei den Bürgermeister/innen-Gebäcken. Heute haben Sie mir gesagt, ich sollte ihn doch auch nach der Wahl backen. Darüber denken wir natürlich nach. Aber Sie müssen es ja nur in die Stichwahl schaffen, dann backen wir sowieso noch zwei Wochen länger.
Gedeckte Kirschtorte für Martin Koch
Rezept:
Mürbeteig:
450 g Mehl
300 g Butter
150 g Zucker
3 Eidotter
2 g Vanillepulver
1 Messerspitze Backpulver
1 Prise Salz
Füllung:
1 kg Sauerkirschen (ich gefrorene)
100 – 125 g Zucker
einige Tropfen Backöl Zitrone (ich: etwas abgeriebene Zitronenschale)
30 g Gustin (ich: Maisstärke)
Zum Bestreichen:
1 Eigelb und 1 EL Milch
Zubereitung:
Zuerst bereite ich den Mürbteig. Hierfür verknete ich die Butter und den Zucker miteinander. Dann gebe ich meine Gewürze in die Zucker-Butter-Mischung. Nun immer ein Wenig von den Eigelben untermengen. Zuletzt knete ich das Mehl, dass ich zuvor mit dem Backpulver versiebt habe, kurz unter das Gemisch. Jetzt aber ab in den Kühlschrank, vorher noch schnell abdecken. Mindestens 3 Stunden kaltstellen, am besten über Nacht. Am nächsten Tag rolle ich meinen Teig mit etwas Mehl messerrückendick aus und lege einen 3 cm hohen Backring mit Durchmesser 28 cm mit dem Teig aus.
Da es ja in dieser Jahreszeit keine frischen Sauerkirschen gibt, bin ich auf gefrorene ausgewichen. Diese habe ich zuerst einmal auftauen lassen, dann mit dem Zucker vermischt und in einem Sieb abtropfen lassen. Jetzt fange ich den Saft auf. Wiege 250 g ab, eventuell mit Wasser auffüllen. Die Maisstärke rühre ich mit ca. 4 EL Saft an und lasse den Rest aufkochen. Dann gebe ich die angerührte Maisstärke dazu und lasse das Ganze unter ständigem Rühren noch einmal aufkochen. Ich nehme meinen gebundenen Saft vom Herd und rühre die Zitronenschale und die Sauerkirschen drunter. Meine abgebundenen Kirschen fülle ich nun in den vorbereiteten Ring. Aus dem übrigen Mürbteig rolle ich nun einen Deckel aus und belege damit den Kuchen. Dann verrühre ich Eigelb und Milch und bestreiche damit die Kirschtorte. Jetzt kommt er in den vorgeheizten Ofen. Bei ca. 180 ° C (Umluft) muss er etwa 35 Minuten backen. Wenn er goldbraun ist, darf er den Ofen verlassen. Jetzt lasse ich ihn nur noch abkühlen. Im Originalrezept wäre er jetzt so fertig. Für uns im Laden habe ich ihn noch mit heißer Aprikosenmarmelade und angewärmten Fondant bestrichen. Zur Verzierung haben wir noch geröstete gehobelte Mandeln an den Rand gelegt.
In diesem Sinne wünsche ich allen viel Spaß beim Nachbacken, oder beim Probieren bei uns im Laden
Ihr Konditormeister Martin Schönleben