Lieber Herr Norbert Seidl,
jetzt sind Sie ja schon 8 Jahre unser Bürgermeister in Puchheim. Ich hatte Sie ja schon vor Ihrer ersten Wahl gebeten, mir Ihr Lieblingsgebäck zu verraten. Damals und heute ist das ein Marmorkuchen. Dann kommt auf Platz Zwei ein gedeckter Apfelkuchen und auf Platz Drei Spitzbuben. Der Dritte Platz war natürlich eine Steilvorlage für mich, da ich Plätzchen über alles Liebe. Ich muss mir zwar jetzt immer auf die Zunge beißen, wegen dem naheliegenden Wortspiel, aber das krieg ich schon hin, es nicht auszusprechen. Vor allem hat mir das Bild gefallen, das sie mir mitgeschickt haben. Sind Sie hier etwa in der Mitarbeiterküche im Rathaus tätig?
Sie haben mir erzählt, dass Sie sich gleich drangemacht haben, um einen Backversuch zu starten. Aber dann festgestellt haben, dass Sie gar nicht backen können. Aber das macht ja gar nichts, denn für’s Backen bin ich ja zuständig. Sie sind ja auch für’s Regieren zuständig und wenn Sie Puchheim anständig regieren, dann kann ich auch schöne Gebäcke zaubern. Und eigentlich haben Sie das mit dem Regieren auch ganz anständig gemacht. Sie haben ja eher im Gemeinderat auf ein Miteinander gesetzt und nicht auf Teufel komm raus die eigenen Ideen durchgesetzt. Was natürlich auch kein Wunder ist, hat doch ihre SPD im Stadtrat keine Mehrheit und so mussten Sie zwangsläufig mit den anderen Parteien zusammen arbeiten. Ich finde jedoch, dass dies für eine Stadt wie Puchheim auch der richtige Weg ist. Wenn man einen breiten Konsens findet, mit dem alle Leben können, dann ist das für mich gelebte Demokratie. Vieles ist miteinander besser zu lösen, als gegeneinander. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich es gewohnt bin im Team zu arbeiten. Einer bäckt die Böden, ein anderer setzt damit Torten ein und eine Dritte verziert sie schön. Und nur wenn wir gut zusammen arbeiten, kommt am Schluss eine schmackhafte und schöne Torte raus.
Jetzt habe ich mir nochmal Ihr Wahlprogramm von 2012 angeschaut. Und was muss ich da lesen, Sie wollten, dass Puchheim bis 2020 den gesamten Energiebedarf aus regenerativen Energien deckt. Die anderen Bürgermeisterkandidaten haben dies mit dem Argument “völlig utopisch” zurückgewiesen. Damals habe ich Sie in Schutz genommen, denn ich fand Utopien sind wichtig und wenn man keine Visionen hat, warum sollte man dann Bürgermeister werden wollen? Aber jetzt finde ich schon, dass Puchheim hier mehr tun müsste und in Ihrem neuen Programm steht dann auch nur noch: “Regenerative, dezentrale Energiegewinnung fördern und ausbauen” Nichts mehr von wir wollen den gesamten Energiebedarf aus regenerativen Energien decken! Schade eigentlich! Aber vielleicht ist das ja auch normal. Sie wollten Bürgermeister werden und hatten Visionen wollten etwas bewegen und Neues einbringen. Dann wird man Bürgermeister und sieht, dass nicht alles so funktioniert, wie man es gerne hätte und stößt auch immer wieder an Grenzen. Deshalb hört sich das in ihrem Wahlprogramm auch so an: “In den acht Jahren meiner Amtszeit haben wir enorm wichtige Meilensteine für die Entwicklung unserer Stadt Puchheim gesetzt, so dass auf allen Ebenen gut und zielgerichtet weitergearbeitet werden kann.” Um es auf den Punkt zu bringen: Ich hätte gerne wieder mehr Visionen und zumindest eine kleine Utopie.
Aber jetzt lieber Herr Seidl wird es Zeit, dass ich den Ofen vorheize und mich um eines Ihrer Lieblingsgebäcke kümmere. Wir backen Spitzbuben. Ein Klassiker der Weihnachtsbäckerei, aber eigentlich kann man dieses leckere Buttergebäck ja das ganze Jahr essen. Wussten Sie eigentlich, dass es Weihnachstplätzchen nur im deutschsprachigen Raum gibt und sonst fast in der ganzen Welt Plätzchen das ganze Jahr gebacken und gegessen werden?
Rezept (für ca. 25 Stück):
100 g Zucker
200 g Butter
2 g Vanille
etwas geriebene Zitrone
20 g Eigelb (1 Stück)
50 g Eier (1 Stück)
300 g Weizenmehl
2 g Backpulver
Himbeermarmelade zum Füllen
und Puderzucker zum Stauben
Zubereitung:
Zuerst verknete ich die Butter und den Zucker miteinander. Dann gebe ich meine Gewürze in die Zucker-Butter-Mischung. Nun immer ein Wenig von den Eiern untermengen. Zuletzt knete ich das Mehl, das ich zuvor mit dem Backpulver versiebt habe, kurz unter das Gemisch. Jetzt aber ab in den Kühlschrank, vorher noch schnell abdecken. Am nächsten Tag rolle ich meinen Teig mit etwas Mehl messerrückendick aus und steche runde Plätzchen mit einem Wellenrand aus. Bei der Hälfte der Plätzchen steche ich in der Mitte ein großes rundes Loch aus. Diese Plätzchen lege ich auf ein Blech mit Backpapier. Bei ca. 175 ° C (Umluft) im vorgeheizten Ofen müssen die kleinen Plätzchen jetzt zwischen 8 und 12 Minuten ausharren, bis sie schön goldgelb gebacken sind. Dann hole ich sie aus dem Ofen und lasse sie auskühlen. Auf die Unterseite gebe ich nun einen Klecks Himbeermarmelade. Bei einem SPD-Bürgermeister muss es natürlich eine rote Marmelade sein, alles andere wäre ja wohl nicht zumutbar. Die ausgestochenen Plätzchen staube ich nun mit Puderzucker und lege sie auf die Unterseite.
Fertig sind die Spitzbuben.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein frohes Nachbacken
Ihr Konditormeister Martin Schönleben