Erste Lesung für den Puchheimer Buchpreis 2025: Am Freitag, 30. Mai, um 19 Uhr in der Möbelschreinerei Jund, Josefstraße 23, Halle 49, in Puchheim. Die Stadt Puchheim lädt ganz herzlich zu den kostenfreien Lesungen ein. Kommen Sie mit den Autorinnen ins Gespräch. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt. Um Anmeldung wird gebeten über die Stadtbibliothek Puchheim, per E-Mail an bibliothek [at] puchheim.de oder unter Tel. 089/80098-115. Passend dazu backe ich:
Leipziger Lerchen

Backen bildet, macht schlau, sexy, kräftig und wir bleiben immun gegen rechtsradikale Thesen. Kann man dies auch von Literatur behaupten. Nein, natürlich nicht. Oder hat schon einmal jemand einen sexy Bücherwurm gesehen? Geschweige denn, dass durch ein gutes Buch die Muskeln trainiert werden. Aber hier widersprechen uns die Literaturforscher vehement. Denn die Wissenschaft behauptet, dass Lesen intelligent macht und Menschen mit mehr Wissen als attraktiver wahrgenommen werden. Aber Lesen hilft uns nicht gegen rechtsradikale Verschwörungstheorien. Denn auch hier haben führende Wissenschaftler herausgefunden, dass desto mehr man verschwurbelte Texte liest, desto verschwurbelter wird das eigene Gehirn. Jedoch für das Backen gilt genau das Gegenteil. Namhafte Backexperten können bestätigen, dass in der Zeit, die man mit Backen verbringt, deutlich weniger Verschwörungstheorien konsumiert werden. Jetzt habe ich als literarischer Bäcker herausgefunden, dass das beste für Körper und Geist ist, wenn man beides miteinander verbindet. Deshalb begleite ich unseren Puchheimer Buchpreis 2025 mit literarischem Backen. Als Erstes habe ich mich dem Buch von
Fiona Sironic:
Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft
gewidmet. Und ich muss sagen, dass das Buch zuerst etwas sperrig daher kommt. Durch die distanzierte Schreibweise der Autorin habe ich doch länger gebraucht, bis ich in das Buch gefunden habe. Obwohl in der Ich-Form geschrieben, erzählt uns Fiona Sironic doch eher Gefühllos das Leben der 15-jährigen Protagonistin Era. Diese wohnt mit ihrer Mutter am Waldesrand in einer nicht allzu fernen dystopischen Zukunft. Die Welt und auch die Hauptpersonen haben sich mit der langsamen Zerstörung ihrer Umwelt abgefunden und nehmen die immer schneller fortschreitende Vernichtung nicht mehr so richtig wahr. Era ist eher nach innen gekehrt und flüchtet sich in ihre Sammlung von ausgestorbenen Vögeln. Ihre Freundin Maja lässt ihre innere Wut nach draußen und sprengt Festplatten in die Luft. Zwischen diesen unterschiedlichen Mädchen bahnt sich eine Liebesgeschichte an.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie kann ich dieses Buch entsprechend backtechnisch würdigen? Ich könnte natürlich in die Küche gehen und Plätzchen in die Luft jagen. Aber mir haben es jetzt doch die aussterbenden Vögel angetan. Denn nicht nur im Buch geht es in einem Kapitel um das Aussterben der Lerchen, sondern im 19 Jahrhundert waren die Lärchen schon einmal vom Aussterben bedroht.
Aber es ist ja auch nicht das erste mal, dass die Lerchen in einem Buch quasi eine Hauptrolle spielen, man muss einfach einmal bei Shakespeare nachschlagen:
Hier musste ich feststellen, dass sich Julia irrte als sie Ihrem Romeo ins Ohr flüsterte:
“Du willst schon fort?
Es ist noch längst nicht Tag:
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
die deinem Ohr ins bange Innre drang;
sie singt bei Nacht auf dem Granatbaum dort:
Geliebter glaub’s es war die Nachtigall.”
Natürlich war es die Lerche und zwar eine Leipziger, die da für Romeo und Julia sang. Denn für mich sind die typischsten Leipziger Gebäcke die Leipziger Lerchen. Oder kennt hier irgendwer Leipziger Nachtigallen?
Aber zurück zum Leipziger Traditionsgebäck. Diese kleinen köstlichen Mandeltörtchen sollen der Legende nach im 19. Jahrhundert von einem Leipziger Bäcker kreiert worden sein.
Im 18. Jahrhundert waren die Feldlerchen eine sehr beliebte Spezialität bei den wohlhabenden Leipzigern. Die Männer gingen auf die Jagd und fingen in den Auen die begehrten Vögel. Ihre Frauen bereiteten diese dann im Salzgässchen mit feinen Kräutern und Eiern zu und brieten diese. Anschließend wurden sie an die Bessergestellten verkauft.
Aber nicht nur vor Ort wurden die Lerchen verspeist, sie wurden auch weit hin verschickt. Es sollen in Spitzenmonaten über 400 000 der Vögel gefangen worden sein. Als dann die Vogelfreunde immer mehr protestierten, verbot schließlich der sächsische König 1876 die Lerchenjagd. Hier kommt jetzt der findige Bäckermeister ins Spiel. Er erfand zum Ausgleich für die enttäuschten Gourmets eine süße Sünde. Ein kleines köstliches Kunstwerk, das er Leipziger Lerche nannte. Außen ein mürber Butterteig, gefüllt mit vortrefflicher Aprikosenkonfitüre und einer gehaltvollen Mandelfüllung. Ein wahrhaftes Gourmettörtchen, das jedem Feinschmecker das Wasser im Munde zusammen laufen lässt. Um die Form der Vögel nachzuahmen legte der clevere Bäcker in der Mitte noch ein Kreuz aus Butterteig auf. Fertig war das Mandeltörtchen.

Rezept für ca. 12 Stück:
Butterteig:
100 g Zucker
200 g Butter
1 g Vanille (½ gestrichener TL)
etwas geriebene Zitrone
20 g Eigelb (1 Stück)
50 g Eier (1 Stück)
300 g Mehl
2 g Backpulver (½ gestrichener TL)
Masse:
100 g Eier (2 Stück)
65 g Zucker
70 g geriebene Mandeln
30 g Mehl
65 g Butter (flüssig)
etwas abgeriebene Zitronenschale
50 g Aprikosenkonfitüre
Als Erstes muss ich einen Butterteig machen. Hierfür verknete ich die Butter und den Zucker miteinander. Dann gebe ich meine Gewürze in die Zucker-Butter-Mischung. Nun immer ein Wenig von den Eiern untermengen. Zuletzt knete ich das Mehl, dass ich zuvor mit dem Backpulver versiebt habe, kurz unter das Gemisch. Jetzt aber ab in den Kühlschrank, vorher noch schnell abdecken. Nach etwa einer Stunde ist der Teig fest genug, dann rolle ich ihn mit etwas Mehl messerrückendick aus und steche runde Teigstücke aus. Diese lege ich in die vorher gefetteten Muffinsformen oder noch besser in die speziellen gezackten Förmchen. Bei Silikonförmchen entfällt das Fetten. Hier hinein kommt jetzt ein Klecks Aprikosenmarmelade und darauf kommt die Mandelmasse:
Zu diesem Zweck Eier und Zucker zuerst auf dem Wasserbad unter ständigem Rühren auf etwa 45 ° C erwärmen. Anschließend mit dem Handmixer gut schaumig rühren. Geriebene Zitrone dazugeben. Mandeln und Mehl unterheben. Zuletzt die flüssige Butter unterrühren. In die kleinen, mit Mürbeteig ausgelegten Förmchen füllen. Zuletzt noch auf die Oberseite mit Butterteig ein Kreuz legen.

Diese Leipziger Lerchen kommen nun in den Ofen, bei ca. 180 °C (Umluft) werden sie je nach Größe etwa 25 – 35 Minuten gebacken.
Hiermit schließt sich der Bücher-Back-Kreis.
Viel Spaß beim Lesen und Nachbacken wünscht
Ihr literarischer Konditormeister
Martin Schönleben