Ja, was soll man zu unserem ersten Spiel schon großartig sagen, außer Schwein gehabt und dass jetzt nicht nur Manuel Neuer froh ist, einen Nachbarn wie Jérôme Boateng zu haben. Sein eigenes Eigentor mit einer solchen akrobatischen Leistung zu verhindern, dass glaube ich, schafft nur einer unser aller Lieblingsnachbar. Ich musste nämlich feststellen, dass ganz Deutschland sich plötzlich nur noch einen einzigen Deutschen als Nachbarn wünscht. Alle erzählen mir plötzlich, dass es ihnen am liebsten wäre, wenn Jérôme Boateng morgen bei ihnen im Nebenhaus einziehen würde.
Natürlich ist es auch erlaubt als Deutscher nach Mekka zu pilgern, wer will kann auch nach Rom oder nach Santiago de Compostela pilgern. Auch wenn ich jetzt etwas verunsichert bin, ob wir zukünftig Hadschi Mesut Özil sagen müssen. Sollte es jemanden ein Bedürfnis sein, kann er natürlich sogar dem Fußballgott huldigen und unsere multikulturelle Nationalmannschaft anbeten. Einen Lederball auf einen Altar legen und davor niederknien. Gott sei Dank, auch das ist bei uns erlaubt. Und ich bin auch froh darüber, dass dies alles in unserer Demokratie von niemandem extra genehmigt werden muss. Was mir allerdings Angst macht, sind jene, die sich einen Bombengürtel um den Bauch schnallen und meinen, wenn sie viele mit in die Luft sprengen, kämen sie direkt ins Paradies. Ich kann mir keinen Gott vorstellen, dem es gefällt, wenn jemand möglichst viele seiner Geschöpfe umbringt. Was soll das für ein Gott denn sein?
Aber ihr Wutbürger macht mir auch Angst, wollt ihr wirklich einen solchen intoleranten Staat in dem nur das die Wahrheit ist, was euer Führungspersonal für die Wahrheit hält?
Liebe Wutbürger wahrscheinlich glaubt ihr mir das jetzt nicht, aber ihr seid nicht das Volk, auch wenn ihr es noch so laut hinaus schreit. Denn die Wahrheit ist, wir sind das Volk. Und wenn ihr uns als Gutmenschen bezeichnet, seid ihr dann das Gegenteil, also die Bösmenschen? Dann schreie ich es also auch einmal laut hinaus: „Wir sind die Gutmenschen und wir sind das Volk!“ Uns ist es lieber, wenn unsere Politiker genauso unfähig sind, wie wir selber und unsere Republik kompromissfähig ist und versucht alle mit einzubinden. Auch wenn wir damit immer wieder kläglich scheitern müssen. Demokratie heißt nämlich nicht, die Mehrheit darf alles bestimmen. Denn unsere Republik lebt den Kompromiss. Auch das ist gut so, obwohl am Ende eher alle unzufrieden sind.
Aber lieber dreimal Lügenpresse lesen, als eure komischen Blätter, die uns die einzig richtige Wahrheit verkünden. Die gibt es nämlich nicht. Ich will so etwas absolutes auch nicht. Oder glaubt ihr wirklich es gibt so etwas wie die einzige und unfehlbare Wahrheit, wie sie sonst nur der Papst und die IS für sich in Anspruch nehmen.
Aber genug politisiert, ich will jetzt doch wieder dem Fußballgott huldigen. Morgen ist schon der nächste Gegner dran und ich habe dazu das passende Plätzchen. Da wir gegen Polen spielen, gibt es natürlich ein polnisches Plätzchen: „Ciastka Kruche z Orzechami“. Ein feines Nussplätzchen, das schön buttrig und nussig schmeckt. Ein zartes Plätzchen, das wenn man es zu fest anpackt gleich zerbröselt. Genauso ist es dann auch auf der Zunge: buttrig, bröslig, fein nussig. Kurz ein Traum von einem Plätzchen. Mein Fazit ist, die Polen haben nicht nur gute Fußballspieler, einer spielt ja Gott sei Dank in unserer Mannschaft, sie haben auch leckere Plätzchen. Also aufgeht’s lasst uns Polen vernaschen. Zuerst wir selbst frisch aus dem Backofen und morgen unsere Jungs auf dem Spielfeld.
Ciastka Kruche z Orzechami
Polnisches Nussplätzchen
Rezept (für ca. 52 Stück):
250 g Butter (wachsweich)
100 g Zucker
60 g Marzipan
2 g Vanille
150 g Pekannüsse fein gerieben (als Ersatz Walnüsse)
280 g Weizenmehl
Dekor Vanillepuderzucker:
60 g Puderzucker
3 g Vanille
Zubereitung:
Butter, Zucker, Marzipan und Vanille verkneten. Die restlichen Zutaten unterkneten. Da ich keine Pekannüsse auftreiben konnte, habe ich einfach Walnüsse genommen. Dann ca. 15 g schwere Brocken abwiegen. Daraus Kugeln formen. Jede Kugel auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen. Etwas flach drücken. Bei ca. 170 ° C etwa 10 – 15 Minuten goldgelb backen. Nach dem Backen 1 – 3 Minuten ruhen lassen und dann noch warm in Vanillepuderzucker wälzen. Wenn sie beim Wälzen zerbrechen, dann noch ein wenig warten. Wenn nicht genug Puderzucker haften bleibt, waren die Plätzchen schon zu kalt. Dann einfach mit Vanillepuderzucker stauben.
In diesem Sinne wünsche ich uns eine friedvolle Fußballeuropameisterschaft
Ihr Fußballkonditor Martin Schönleben
Das ist ein Beitrag ganz nach meinem Geschmack – von Anfang bis Ende 🙂
Liebe Susanne,
freut mich, dass alles nach deinem Geschmack ist, dann kann ich ja beruhigt so weiter machen.
Es grüßt aus dem Süden der Republik
Martin
einfach lecker!
LG
Alex & Birgitta
Liebe Birgitta, lieber Alex,
schön, dass sie euch schmecken. Ich bin auch ganz begeistert von diesen Plätzchen.
Grüße aus dem Westen
Martin
Du sprichst mir aus dem Herzen. Du Gutmensch. Dabei geht dein wunderbares Plätzchenrezept fast unter.
Maya
Liebe Maya,
Danke! Manchmal denkt man schon, dass es keine Gutmenschen mehr gibt. Aber dann kommen doch ein paar Kommentare, die einen wieder aufmuntern.
Herzliche Grüße aus dem Süden
Martin