28. Oktober Tag der Apostel Simon und Judas
Diese Woche gibt es kein Politikerrezept, die haben auch im Moment keine Zeit für süße Sachen, sie müssen ja schnell die Welt retten. Da meine Freunde die Spitzenpolitikerinnen und Politiker beschäftig sind, kann ich ja beruhigt meinen Radioauftritt hier ankündigen. Am Sonntag den 30. Oktober zwischen 13.00 und 15.00 Uhr kann jeder der Lust hat, oder zu faul zum Lesen ist, sich mein Rezept anhören. Während der Sendung „G’sunga und Spuit“ von Bernhard Ruf auf Radio Alpenwelle gibt es nicht nur echte Volksmusik sondern auch noch mein Rezept des Monats. Diesmal berichte ich über die aus dem anglo-amerikanischen Raum stammenden Seelenkuchen, die immer am 28. Oktober gebacken wurden und vielleicht auch immer noch an diesem Tag verspeist werden.
Der 28. Oktober ist der Tag der Apostel Simon und Judas.
An diesem Tage erwarten die Bauern den Wintereinbruch. Deshalb lautet eine alte Bauernregel:
Simon und Judas vorbei – rückt der Winter herbei.
Oder: Simon und Juda die zwei – führen oft Schnee herbei.
Simon und Judas Thaddäus waren beide Apostel. Simon wurde auch der Eiferer genannt. Judas Thaddäus war ein Verwandter von Christus, wobei es wichtig ist, ihn nicht mit Judas Ischariot zu verwechseln. Das ist der mit den Silberlingen, für 30 Stück hat er Jesus verraten. Und sich nachher, weil er mit diesem Verrat nicht weiterleben konnte, selbst umgebracht, doch zurück zu Simon und Judas Thaddäus.
Zuerst predigten sie beide alleine, später jedoch gemeinsam in Babylon und Persien, dort erlitten die beiden Heiligen den Martertod. Simon wurde grausam mit der Säge zerteilt und Judas wurde mit einer Keule erschlagen. Diese beiden Mordwerkzeuge werden ihnen gerne auf künstlerischen Darstellungen mitgegeben. Dadurch sind sie leicht zu erkennen.
Seit langem ist es schon Brauch in den anglo-amerikanischen Ländern am 28. Oktober kleine Seelenkuchen zu backen. Diese waren bestimmt für die verstorbenen Seelen, damit man sie an Allerseelen in gedenken an die verstorbenen verspeist. Natürlich mussten auch die Toten etwas abbekommen, deshalb wurde es auch als Opfergebäck verwendet.
Die Soul-Cakes, wie sie im Original heißen, sind kleine runde Butterteigplätzchen, die mit Rosinenaugen und kandierten Kirschen als Mund, verziert werden. Auch Kreuze als Verzierung waren üblich. Gerne wurden sie noch speziell gewürzt mit Ingwer, Piment, Muskatnuss, Zimt oder anderen exotischen Gewürzen. Hier kann natürlich jeder sein besonderes Gewürz einmal ausprobieren.
Sogar Sting hat sie besungen die kleinen Soul-Cakes. Das Original ist jedoch schon von 1963 „Peter, Paul and Mary“ schufen diese Hymne auf die Seelenkuchen. Damit Sie zu Ehren der beiden Apostel diese leckeren Plätzchen backen können, verrate ich hier mein leckeres Rezept:
Rezept:
100 g Zucker
200 g Butter
300 g Mehl
20 g Eigelb (1 Stück)
50 g Ei (1 Stück)
1,5 g Backpulver
1,5 g Vanille
etwas geriebene Zitrone
Rosinen und kandierte Kirschen zum Verzieren
Für meine Seelenkuchen muss ich schon am Vortag anfangen. Dafür brauche ich nämlich einen Mürbeteig. Und ein guter Buttermürbeteig lässt sich nur dann schön ausrollen, wenn er gut durchgekühlt ist. Meistens reichen ja ca. 3 Stunden im Kühlschrank, um den Teig ausrollfest zu machen. Aber da ich immer ziemlich ungeduldig bin, weiß ich nicht, was ich in diesen Stunden des Wartens machen soll. Natürlich könnte ich endlich einmal meine ganzen Kochbücher sortieren, vielleicht nach Ländern oder eventuell nach Autoren? Aber was mache ich dann in der restlichen Zeit? Obwohl ich mir gar nicht so sicher bin, ob denn drei Stunden ausreichend wären. Nein, die Kochbücher müssen unsortiert bleiben. Denn ich mache den Teig schon am Vorabend und das ist eigentlich ziemlich einfach. Ich verknete die zimmerwarme Butter mit dem Zucker und den Gewürzen. Nun knete ich die Eigelbe und die Eier nach und nach unter. Zuletzt noch das Mehl und das Backpulver unterkneten. Hier achte ich darauf, dass diese Zutaten zusammen gesiebt werden, damit sich das Backpulver gut verteilt und die Seelenkuchen auch schön gleichmäßig aufgehen können. Wichtig ist auch, den Butterteig nicht zu lange zu kneten, sonst wird er zäh und wir wollen ja ein zartes mürbes Gebäck. Jetzt aber ab in den Kühlschrank. Zuerst aber wird mein leckerer Teig noch gut in Folie verpackt. Am nächsten Tag rolle ich meinen Teig ungefähr messerrückenstark aus. Natürlich könnte ich auch sagen 2,5 mm dick, aber wer kann das schon ausmessen. Hierbei immer schön mehlen, damit die Seelenkuchen nicht festkleben. Und nun geht es ans Ausstechen. Mit einem runden Ausstecher werden kleine Plätzchen ausgestochen und auf ein Blech mit Backpapier gelegt. Sollte gerade kein Profiausstecher zur Hand sein, so tut’s ein Glas oder eine Tasse genauso. Nun schlage ich ein Ei in eine Tasse, rühre etwas Wasser darunter und bestreiche die Plätzchen mit dieser Mischung. Anschließend wird verziert. Zwei Rosinen für die Augen und eine halbe kandierte Kirsche für den Mund. Den Ofen habe ich schon auf 180 ° C vorgeheizt und dahinein kommen jetzt meine Seelenkuchen. Normalerweise würde ich ja jetzt ein Gläschen Rotwein empfehlen, für die Mühen und als Balsam für die Seele. Aber bei einem solchen zarten Gebäck muss man auf der Hut sein, nur eine Minute zu lange im Ofen und die ganze Arbeit war umsonst. Deshalb dürfen die Sinne auf keinen Fall getrübt sein, also aufgepasst nach ca. 7 – 10 Minuten sind die Seelenkuchen goldgelb gebacken und müssen sofort aus dem Ofen. Wer will, kann diese noch nach dem Backen mit etwas Zimtzucker bestreuen. Mir schmecken sie so am besten. Und dann einfach hineinbeißen und auf der Zunge zergehen lassen, das ist dann wahrer Balsam für meinen Körper und für meine Seele.
Viel Spaß beim Nachbacken und anschließendem Schlecken, wünscht Ihnen Ihr Konditormeister
Martin Schönleben
Huch, ich hatte keine Ahnung, dass Soul cakes ein Gesicht haben 🙂 Bei uns gibt es übrigens auch allerlei Gebäck zu Allerseelen, Seelenbrote und Seelenstriezel, aber das weißt du sicher.
Liebe Petra,
da hast du natürlich recht, dass ich das weiß. Gerade zu Allerseelen und Allerheiligen gibt es viele Gebäcke. Bei uns in Bayern den Seelenstriezel, Seelenspitz und natürlich die schwäbischen Seelen. Sogar eine Seelentorte backen wir immer für Allerheiligen.
Es grüßt der wissende, jedoch immer noch nicht allwissende
Martin
Seit ich Stings Ohrwurm gehört habe, will ich schon wissen, was ein ‘Soulcake’ ist – jetzt weiß ich es endlich 🙂
Dank dir für deinen Tipp für Konditor & Cook in London! Ein Besuch in einer der Läden stand lustigerweise schon vor Abreise auf meiner Liste (hatte in einem Blog über sie gelesen), und ich hatte tatsächlich Gelegenheit, vorbeizuschauen: fantastisch! Die Brownies sind ja legendär.
Liebe Anna,
freut mich, dass dir Konditor & Cook von meinem Freund Gerhard gefällt. Und zu den Soulcakes, Tipp vom Bäcker nachbacken und dann Sting auflegen und genießen.
Es grüßt mit genießerischem Gruße
Martin
Hallo Martin,
deine Seelenkuchen-Kekse erinnern mich daran, dass die Weihnachtsbäckerei nicht mehr lange aussteht. Jedes Jahr sage ich zu meinen Lieben,: “Dieses Jahr backe ich nicht” und dann doch wieder 😉
Liebe Grüße mit dem Kochlöffel von
Barbara
Liebe Barbara,
das geht wohl gar nicht, dass du nicht backen würdest zu Weihnachten. Da kann ich deine Lieben gut verstehen.
Es grüßt mit dem Nudelholz
Martin