Prinzregenten für Sepp Daxenberger

Die süßen Seiten der Politik – Teil 10

Diesmal geht es um die Lieblingssüßspeise des viel zu früh verstorbenen ehemaligen grünen Parteivorsitzenden Sepp Daxenberger. Vor ziemlich genau einem Jahr hat uns der beliebte Politiker für immer verlassen. Der Biobauer war nicht nur in seiner Partei beliebt, auch seine politischen Gegner achteten den gradlinigen Bayern. Schon vor einem Jahr wurde in vielen Nachrufen alles über ihn erzählt, deshalb muss ich hier nicht ausführlicher werden. Hier soll es nur um seine Lieblingstorte gehen.

Prinzregenten für Sepp Daxenberger

Wer jetzt glaubt, dass Sepp Daxenberger ein Vollkorngebäck mit Biohonig und einer Extraportion Ballaststoffen als seinen Lieblingskuchen bezeichnet hätte, der hat ihn nicht gekannt. Er gehörte nämlich durchaus zu den Genießer. Getreu seinem Wahlplakatmotto: „Weiß-blaue Seele, grünes Gewissen.“ , war seine Lieblingstorte die urbayerischste Torte überhaupt – die Prinzregententorte. Hier wage ich auch zu behaupten, dass eine Regententorte mit besten Zutaten, also keine Fertigmischungen, aus guter Butter, mit feinem Mehl, einer hochwertigen Schokolade, nur unserer Gesundheit zuträglich sein kann. Wenn die Zutaten dann auch noch vom heimischen Bio-Bauernhof stammen, dann kann dem Schlemmen nichts mehr im Weg stehen. Denn maßvoller Genuss ist immer gesund.

Selbstverständlich ist diese Torte typisch für einen Politiker, dem alle auch eine schwarz-grüne Koalition zugetraut hätten. Denn dies ist eine der schwärzesten und auch konservativsten Torten überhaupt. Nicht nur außen und innen schwarz, sondern auch noch bedeutungsschwer dem Prinzregenten gewidmet.

Eigentlich ist es ja eine Torte für die Erzkatholischen und Königstreuen, schließlich wurde sie ja dem Prinzregenten Luitpold dargebracht. Dies jedoch ist fast das einzige, was bei diesem Kuchen historisch einwandfrei überliefert ist. Sie wurde für den damaligen Prinzregenten Luitpold kreiert. Auch beim Entstehungsort, München sind sich die Historiker noch einig. Aber schon beim Erfinder scheiden sich die Geister. Drei Münchner Konditoren beanspruchen diese Torte erfunden zu haben: Heinrich Georg Erbshäuser, Anton Seidl und Julius Rottenhöfer. Ein Streit den selbst ich leider nicht schlichten kann.

Auch kann man nicht mehr so genau ergründen, wofür die einzelnen Schichten stehen. Einmal heißt es, diese köstliche Schokoladentorte muss neun Böden haben und zwar stellvertretend für jedes Kind des Prinzregenten einen. An anderen Quellen wird beschrieben, dass die original Prinzregententorte aus sieben Böden zusammengesetzt sein soll, für jeden bayerischen Regierungsbezirk einen.

Aber eine der wenigen Sachen die definitiv gesichert gilt, ist das es die beliebteste Torte in München ist und vor allem in Bayern weite Verbreitung gefunden hat. Hierbei spielt auch die Parteizugehörigkeit keine Rolle. Auch bei mir in meiner Bäckerei im Westen von München ist die Regententorte ein Verkaufsschlager. Sie hat allen Moden getrotzt und ist einfach ein Klassiker der altbayerischen Konditorenkunst.

Es gibt zwar Abertausende die behaupten, das Originalrezept für die Regententorte zu kennen, dies aber ist wirklich das originalste aller Originalrezepte. Dieses Rezept hat einst mein Ururgroßvater von einem der drei Erfinder erfahren, als er dort in der Konditorei gearbeitet hat. Von welchem der Dreien hat er mir leider nicht verraten.

Liebe Freunde von Sepp Daxenberger jetzt gibt es nur noch eines zu tun, backen Sie in seinem Gedenken die Torte, die er geliebt und die für Bayern steht, so wie er es getan hat. Eine schwarze Schokokrem, so dunkel, wie die Erde die er beackert hat. Goldgelbe Böden, wie das Getreide, dass er dem Boden abgerungen hat. Sieben Schichten Symbol der bayerischen Regierungsbezirke für die er seine weiß-blaue Seele und sein grünes Gewissen gegeben hat.

Aber nun genug der hochtrabenden Worte, Zeit zu backen:

Prinzregententorte

 

 

Böden:
210 g Eiweiß
150 g Zucker
120 g Eigelb
150 g Mehl
100 g Butter
1 Prise Salz
etwas geriebene Zitronenschale

Herstellung (Böden):
Eiweiß und Zucker mit einer Prise Salz gut schaumig rühren. Butter flüssig machen. Mehl sieben. Jetzt das Eigelb und das Mehl untermelieren. Zuletzt die heiße Butter vorsichtig unterheben. Nun 7 dünne Böden von 26 cm Durchmesser auf ein Blech mit Backpapier aufstreichen. Bei ca. 210 ° C etwa 8 – 12 Minuten schön saftig backen.

Butterkrem:
300 ml Milch
90 g Zucker
25 g Kartoffelstärke
40 g Eigelb
Prise Vanille
150 g Butter
150 g Erdnussfett

 dunkle Kuvertüre

 Herstellung (Butterkrem):
250 ml Milch und Zucker zum Kochen bringen. Kartoffelstärke, Eigelbe, Vanille und die restliche Milch verrühren. Wenn die Milch kocht, die angerührte Kartoffelstärke unterrühren. Unter ständigem Rühren noch einmal aufkochen lassen. Vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Zimmerwarme Butter und Erdnussfett gut schaumig rühren. Anschließend die abgekühlte Vanillekrem unterrühren. Nun die Butterkrem mit flüssiger dunkler Kuvertüre (im Wasserbad auflösen) abschmecken.

Giandujamasse:
50 g Milch
50 g Sahne
100 g Nussnougat
100 g dunkle Kuvertüre

Herstellung (Giandujamasse):
Milch und Sahne kurz aufkochen lassen und vom Herd nehmen. Nougat und Kuvertüre klein hacken und unter das heiße Sahne-Milch-Gemisch rühren. Anschließend auskühlen lassen.

 

Die Böden im Ring mit der Schokobutterkrem zusammensetzen. Wenn möglich einige Stunden im Kühlschrank anziehen lassen. Dann die Torte aus dem Ring schneiden und mit Schokobutterkrem glatt oben und außen einstreichen. In den Kühlschrank stellen, damit die Butterkrem anziehen kann. Nun mit flüssiger Giandujamasse überziehen. Wenn die Schokomasse fest geworden ist, dann kann es endlich ans Schlemmen gehen.

Ich gebe es ja zu, dies ist eine wirklich aufwändige Torte. Dennoch der Aufwand lohnt sich wirklich und sie wurde ja schließlich einem Prinzregenten gewidmet. Und wem die Arbeit zu groß erscheint, der kann sie natürlich auch in einer Konditorei kaufen und im Andenken an Sepp Daxenberger verspeisen. Aber bitte nur in einer kleinen traditionellen Bäckerei oder Konditorei ihres Vertrauens. Denn gefrorene Torten aus dem Supermarkt oder vom Filial-Backer wären bestimmt nicht im Sinne von Herrn Daxenberger.

Zum Schluss muss ich gestehen, auch ich war ein Fan von Ihnen und Ihrer direkten Art. Deshalb sage ich hier noch leise: „Servus Sepp.“

Dein Konditormeister

 

Martin Schönleben

12 Comments

  1. Genau, danke – da könnte ich alles unterschreiben.

    Bei Prinzregententorte fällt mir immer ein Teenager-Erlebnis ein: Naiv wie wir waren, wollten meine Freundin und ich diese Torte backen, nach einem ganz ähnlichen Rezept. Uns fiel aber erst nach Anrühren des Teigs auf, dass man die Böden einzeln backen musste. Mit nur einer Backform und ohne Umluft damals dauerte das dann doch deutlich länger als ursprünglich geplant. – War’s im Nachhinein aber wert, zwar aufwändig aber richtig gut.
    Seitdem, die letzten ca. 30 Jahre, habe ich aber keine mehr selber gebacken… Und lese Rezepte immer erst noch während ich schon werkle… 😉

  2. Ach wie schön, das ist wirklich meine aller-aller-liebste Torte. Für eine Prinzregenten verschähe ich wirklich jedes andere Backwerk.

    Und in diesem Fall bin ich total für kaufen, wie Du sagst, bei einem traditionellen Handwerksbetrieb. Da würde mir ja glatt einer einfallen :-).

  3. Mensch Martin, das muss sich doch rausfinden lassen, in welcher Konditorei dein Urgroßvater gearbeitet hat – naja, vielleicht auch nicht. Und am Ende ist das sogar besser so, weil man nicht weiß, ob es auch wirklich der echte Erfinder war … Es geht sowieso nichts über Familientraditionen.

    1. Liebe Petra,

      das sind doch immer nur Geschichten, die erzählt werden, weil jeder irgendwie behauptet er hätte das original Rezept. Und wie du schon gesagt hast am Ende ist es besser, wenn man es nicht so genau weiß.

      Mit traditionellen Grüßen

      Martin

  4. Liebe Vanessa,

    eigentlich dachte ich immer, dass man die Prinzregententorte auch in der Schweiz kennt. Aber nun habe ich wieder etwas dazu gelernt.

    Ein grüezi wohl in die Schweiz

    Martin

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