Wer hat den Krapfen erfunden?

Krapfen

Faschingskrapfen„Lustig ist die Fasenacht,
wenn mei Mutter Kiachal backt,
wenn sie aber koane backt,
dann pfeif i auf die Fasenacht.“

So spricht der Volksmund wohl wahre Worte, denn was ist denn der Fasching wirklich noch wert, wenn es kein Schmalzbachernes gibt?

Aber wer hat denn jetzt Schuld, dass wir immer so viele Krapfen essen müssen?Faschingskrapfen

Oh, du mein Österreich!

Bei vielen Gebäcken oder Mehlspeisen wie der Österreicher sagt, beansprucht unser Nachbarland die Urheberschaft. Den Kaiserschmarrn, die Croissants und natürlich auch die Krapfen sollen in Österreich das erste mal gebacken worden sein. Ob diese leckeren Kugeln wirklich eine Wienerin erfunden hat ist eher zweifelhaft. Aber lassen wir die Wiener mal lieber in dem Glauben, denn es ist so eine schöne Geschichte, dass man sie wirklich erzählen sollte:

Eine Wienerin Namens Cäcilie Krapf soll nämlich im Jahre 1690 den ersten Krapfen gebacken haben. Aber eigentlich war ja ihr Lehrbub Schuld, der sich an diesem historischen Tage, besonders tölpelhaft benommen hatte. Wutentbrand schleuderte die Bäckersfrau dem „dotschaten“ Lehrling einen Teigklumpen entgegen. Dieser konnte gerade noch seinen Kopf einziehen und das Wurfgeschoss landete in einer Pfanne mit siedendem Fett. Als die mittlerweile etwas beruhigte Cäcilie Krapf entdeckte, welch köstliches Gebäck sich da in ihrer Siedepfanne entwickelte, da war ihre gute Laune wieder hergestellt. Und so haben wir es einem einfältigen Lehrbub zu verdanken, dass wir heute an Fasching die köstlichsten Krapfen genießen können.

Faschingskrapfen

Berlin, Berlin!

 
Und was ist mit den Berlinern? Ja in Berlin heißen ja die Berliner bekanntermaßen Pfannkuchen und diese kugelrunden Gesellen will natürlich ein Berliner erfunden haben! Ein Berliner Zuckerbäcker soll den ersten Krapfen kreiert haben. In der Legende gibt es sogar eine genaue Jahreszahl für die Erfindung des ersten Berliners nämlich 1750. In diesem Jahr sollte ein Berliner Konditor als Kannonier in die Preußische Armee eingezogen werden. Aber er wurde als untauglich eingestuft und durfte deshalb als Feldbäcker beim Regiment Friedrich des Großen dienen. Dieser Zuckerbäcker war darüber so erfreut, dass er aus Hefeteig kleine runde Kanonenkugeln formte. Diese buk er im heißen Fett über dem offenen Feuer. Und über die Eroberungsfeldzüge der Preußischen Armee verteilten sich diese ganz und gar pazifistischen Kanonenkugeln in ganz Deutschland. Und was ist mit uns Bayern? Wird langsam Zeit, dass wir uns auch eine nette Geschichte einfallen lassen, warum ein grantiger Bayer die Schmalznudeln erfunden hat. Denn bei uns heißt es ja eigentlich Nudeln. Und wie sagt ein Bayer dann zu den Nudeln mit Tomatensoße. Nah Pasta natürlich und damit Basta.

Faschingskrapfen

Die spinnen die Römer!

Aber die Volkskundler wollen nachweisen, dass diese sogenannten Faschings-Siedegebäcke ca. 2000 Jahre alt sind. Dieser alte Brauch definiert diese krapfenartigen Süßspeisen als Fruchtbarkeitssymbole und es war schon immer Brauch vor der Fastenzeit noch einmal besonders üppig zu schlemmen. Schon die Römer kannten Fett-Siedegebäcke. Die Römer haben uns sogar ein Rezept überliefert. In diesem Rezept, dass auf 140 vor Christus datiert wird, wurde ein breiartiger Teig aus Speltmehl und geronnener Milch zu kleinen Bällchen geformt und anschließend im heißen Fett gebacken. Mehrmals wurden Sie darin gewendet bis sie fertig gebacken waren und nach dem Backen mit Honig bestrichen und mit Mohn bestreut, bevor diese noch heiß serviert und gegessen wurden. „globuli“ (Kügelchen) nannten die Römer diese Vorläufer der Krapfen.
 Faschingskrapfen

Es war doch ein Bayer:

Ich habe es ja schon vor längerer Zeit geschrieben, das ich das bisher älteste Krapfenrezept gefunden habe. Ob es wirklich das älteste aufgeschriebene Rezept ist kann ich natürlich nicht sagen, aber es kommt aus Bayern, sogar aus München. In der „Würzburg-Münchener Handschrift einem Rezeptbuch von 1350 mit dem Titel: „Das Buch von guter Speise“ kann man es finden. Hier könnt ihr es nachlesen: Ein Krapfenrezept aus dem Jahre 1350
Heute haben ja alle Krapfen die gleiche runde Form und ein schöner Krapfen muss eine goldbraune Farbe haben, in der Mitte darf natürlich der weiße Kragen nicht fehlen. Oben meist schneeweiß durch den Puderzucker und innen eine saftige Füllung aus einer hochwertigen Marmelade oder gar ein leckerer Vanillepudding. Aber das war nicht immer so, nicht einmal den gleichen Namen hatte dieses Faschingsgebäck in Bayern. Die Nürnberger und die Schwaben formten ihren Krapfen etwas flacher und nannten dieses Schmalzgebäck dann Fastnachtsfladen. Bei uns in Oberbayern nannte man sie oft Pfanzelten oder Fasenachtnu’l. Unsere geliebten Oberfranken nannten sie gleich Hornaffen. Obwohl heute jeder Bäcker und Konditor eine große Auswahl an verschieden gefüllten Krapfen anbietet, geht uns in Wahrheit unsere bayerische Schmalznudelvielfalt verloren. Oder wissen Sie etwa noch, was Springnudeln, Bärentatzen, bachene Nockerl, Schmalz-Rosen, Topfennudeln, Topfenzipfel, Hasenöhrl, Polsterzipf, Zigerkrapfen, Schneiderfleck oder Zwetschgenbaven sind. Ja das sind alles Namen für alte bayerische Schmalzgebäcke, in unseren Ohren gar seltsam klingende Bezeichnungen. Leider bäckt sie kaum mehr jemand, außer uns vielleicht. Bei uns gibt es sie noch die Polsterzipf, Springnudeln, Zigerkrapfen, Straßburger, Mohnnudeln usw.. Also wenn Sie einmal wieder die alten traditionellen Bayerischen Schmalznudeln probieren wollen, dann sollten Sie einen kleinen Ausflug nach Puchheim machen, denn es lohnt sich.

 

Denn:

1. Backen wir unsere Krapfen jeden Tag frisch und halten sie nicht, wie so viele Bäcker und Konditoren in Massentiefkühlhaltung.

2. Machen wir noch einen richtigen fluffigen Krapfenteig, nach dem Originalrezept von meinem Vater, mit einer Extraportion Eigelben, damit schon der Teig nach etwas schmeckt.

3. Ist wahrscheinlich nirgendwo so viel Marmelade drin, wie in unseren Krapfen. Natürlich kommen in unsere Krapfen nur die allerbesten Marmeladen.

Wem das noch nicht genug Argumente für einen Besuch in Puchheim sind, der kann sich ja seine Krapfen selber backen, für euch habe ich hier mein Rezept:

Krapfenteig

Ich wünsche noch allen viel Spaß beim Nachbacken

Ihr Konditormeister Martin Schönleben

 

 

6 Comments

  1. Lieber Martin,

    ich bin eigentlich kein großartiger Krapfen-Fan, aber du hast mir jetzt mit deinem wirklich toll geschriebenen Artikel wirklich mal wieder Lust auf einen gemacht. Wie schön, dass Puchheim ja in der Nachbarschaft liegt. Ich werde mal sehen, dass ich dir am Samstag Vormittag einen Besuch abstatte.

    Liebst,
    Julia

    1. Liebe Julia,

      freut mich, dass ich dir ein wenig Lust auf unsere Krapfen machen konnte. Ich bin schon gespannt ob du am Samstag wirklich kommen wirst.Ich habe hier eine kleine Broschüre zusammen gestellt über die Krapfen im allgemeinen und unsere im besonderen:

      http://cafeschoenleben.de/wp-content/uploads/2011/02/Krapfenbroschuere2.pdf

      Unter anderem habe ich die meisten unserer Krapfen fotografiert und so kannst du schon vorher sehen, was dich am Samstag erwarten wird.

      Herzliche Grüße aus der Nachbarstadt

      Martin

  2. Lieber Martin,

    ich komme auf jeden Fall (bis zum Mittagsgeläut war ich da) – die fränkische Version mit Hagebuttenmark kann ich mir als Fränkin ja wohl nicht entgehen lassen 😉 Ausserdem brauchen meine Kollegen eine Auswahl für Montag – die haben mir eben schon über die Schulter gegafert 😉

    Bis Samstag dann!
    LG Julia

    1. Lieber Martin,

      wie ich um 11 Uhr heute bei euch im Café war, warst du leider wohl gerade weg.
      Schade dass wir uns verpasst haben!
      Wir lassen uns gerade die Krapfen schmecken – großes Lob 🙂

      Liebste Grüße,
      Julia

      1. Liebe Julia,

        schade, dass wir uns verpasst haben. Aber am Samstag um 11 Uhr bin ich normalerweise immer schon weg. Freut mich, dass euch unsere Krapfen so gut schmecken.

        Herzliche Grüße

        Martin

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