Wie und warum ich den Brigitte-Foodblog-Award gewinnen werde!

Nachdem die Foodbloggerszene in wallende Aufregung geraten ist, wegen einem kleinen Foodblog-Award, den eine nicht so kleine Frauenzeitschrift namens Brigitte inszeniert, wird es Zeit, wieder etwas Ruhe einkehren zu lassen. Frieden kann nur wirklich geschlossen werden, wenn man schon vorher weiß, wer diesen Award am Schluss gewinnen wird. Zickenkrieg, Neidausbrüche und Beschimpfungen können somit zu einem friedlichen Ende geführt werden. Es wird Zeit, dass sich die Foodbloggerinnen wieder ihrer Bestimmung zuwenden können, deshalb habe ich mich entschlossen, mich zu opfern und deshalb meine wahren Pläne jetzt schon zu veröffentlichen. Denn das Motto muss heißen „ Foodbloggerinnen zurück zum Herd!“ Aber einfach wird das nicht werden, sich für den Frieden in der Szene zu opfern.

Die schwierigste Hürde ist es natürlich nominiert zu werden. Keineswegs leicht zu bewerkstelligen, denn man muss ja eine gewichtige Jury für sich gewinnen. Und wie ja jeder immer wieder betont, sind diese drei Musketiere absolut integer und total objektiv. Allerdings weiß man ja nicht so richtig, nach welchen Kriterien sie letztendlich auswählen. Deshalb gibt es nur ein Mittel, man muss auf sich aufmerksam machen. Wie soll man dies bewerkstelligen? Hier kommt mir zugute, dass alle Jurymitglieder selbst auch Blogs betreiben. Also einfach pfiffige Kommentare schreiben und sie so in Dialoge auf ihrem Blog verwickeln. Irgendwann wollen sie mit Sicherheit sehen, wer hinter diesen tollen Kommentaren steckt und sie klicken dann auf meine Verlinkung.

Allerdings muss ich vorher meinen Blog auf diese Besuche vorbereiten. Hier wird es indes schon etwas problematisch, denn mein kulturell hochwertiger und literarisch wichtiger Ausstoß, sollte ja für alle Drei ansprechend sein. Dieser literarische Spagat ist natürlich nur schwer zu bewerkstelligen, aber no risk no fun.

Für die Nicole muss ich meinen Blog etwas internationaler ausrichten. Natürlich sollte ich hierfür in Englisch zu schreiben. Da brauche ich dann leider einen Übersetzer. Ich kann mich zwar ganz gut auf Englisch unterhalten (glaube ich zumindest), aber das Ganze dann in Schriftform zu bringen, da bin ich dann doch überfordert. Also es hilft nur eins: Professionelle Hilfe denn irgendwelche Übersetzungsprogramme sind hier nur negativ. Jeder, der ein solches Programm schon einmal ausprobiert hat, weiß was da herauskommt. Wenn das gelöst ist, kann ich mich auf das Nächste konzentrieren. Denn das Wichtigste sind die Fotografien und diese müssen unbedingt professioneller werden und wahrscheinlich auch ein wenig origineller. Vor allem muss ich mehr Fotos machen, viele Details, die einzelnen Rohstoffe zu fotografieren kommt auch nicht schlecht.

Wenn das abgeschlossen ist, muss mein Blog auch noch Stefanie-kompatibler werden, also einfach etwas nostalgischer und mein blaues Design ändere ich in Mädchenrosa. Von der Sprache wäre es nicht schlecht ein bisschen forscher zu werden. Auch diese „Sie“ Ansprache in meinen Texten ist viel zu förmlich. Einfach zum „Du“ wechseln und viele jugendlich klingende Modewörter verwenden: Diätgedöns, Argh, flezen usw.. Vor allem die Leser immer persönlich ansprechen. Noch besser mich selber mit mir in einen persönlichen Dialog verwickeln. Ich glaube meinen Blog Stefanie-kompatibel zu machen wird ein hartes Ding für mich werden. Wahrscheinlich muss ich da mit ziemlich viel Gedöns auffahren. Ach ja fast hätte ich es vergessen. Natürlich brauche ich ein neues Foto von mir. Das muss dann unbedingt stylischer und modisch eleganter werden. Hier kann ich mich getrost von meiner Tochter beraten lassen. Allerdings brauche ich dann noch einen guten Modefotografen.

Jetzt ist noch Herr Paulsen dran. Was schreibt die Brigitte da, seine Leser lieben an seinem Blog die bunte Themenmischung. Tolle Leser hast du da lieber Stevan, wenn die bunte Mischung das herausragende Merkmal an deinem Blog ist. Einen Kessel Buntes, das krieg ich sicher hin. Aber würde dir das wirklich gefallen? Ich glaube eher, wenn ich etwas Lyrisches mit einfügen würde, könnte ich mir deine Sympathie besser erkaufen. Ein paar Gedichte könnten hier sicherlich förderlich sein. Heinrich Heine oder lieber etwas moderneres? Sollte ich am Ende einen Versuch mit lyrischen Backrezepten starten? Ich glaube da bin ich sofort nominiert.

Fürs allgemeine Renommee in der Bloggerszene erscheint es mir jedoch wichtig, sich etwas kritisch zur Zeitschrift Brigitte zu äußern, aber die Jury immer loben, denn die sind natürlich integer. Deshalb sollte man immer wieder betonen, dass man die Jury für uneingeschränkt kompetent und fair hält. Dies ist natürlich Quatsch, denn eine Jury kann niemals fair sein. Dies liegt schon in der Natur der Sache, denn sie muss ja auswählen und werten und das muss immer unfair sein. Aber es schmeichelt ihnen schon ein wenig, wenn ich sie dann so lobe.

Liebe Leute ihr werdet es sehen, in spätesten vier Wochen bin ich durch diese Taktik nominiert. Aber glaubt nicht, dass der Award jetzt schon so gut wie gewonnen ist. Jetzt fängt die Arbeit erst richtig an. Denn sobald ich nominiert wurde, muss ich meinen Blog sofort umgestalten. Jetzt muss ich an die Brigitte-Leser denken, eigentlich ja an die Leserinnen. Die Jurymitglieder waren ja nur solange wichtig, bis ich nominiert wurde. Jetzt geht’s ans Eingemachte und dass heißt vor allem viele Fotos. Inhalt sollte ab jetzt eine Nebenrolle spielen. Nah ja ein paar trendige Rezepte sind natürlich schon hilfreich, aber der Hauptaugenmerk muss jetzt im Gestalterischen liegen. Denn ich gebe es nur ungern zu, auch ich muss mir die anspruchsvolleren Blogs oft nur mühsam erarbeiten. Bei manchen guten Foodblogschreibern war ich schon wirklich oft und ihr Blog erschließt sich mir überhaupt nicht. Die anderen lassen sich aus in Begeisterungsstürmen in ihren Kommentaren und ich denke mir ständig, was haben die nur mit diesem Blog? Was soll daran so unglaublich genial sein? Wieder und wieder klicke ich auf die Seiten und das Geschreibse gefällt mir nicht. Dann aber ich glaube es geschieht etwas magisches oder vielleicht auch nur etwas bescheuertes und der oder die Schreiber/in zieht mich in seinen/ihren Bann. Es ist um mich geschehen und ich will immer mehr lesen. Warum das so ist, konnte mir nicht einmal meine Psychiaterin für viel Geld schlüssig erklären.

Aber dann gibt es die durchgestylten, Blogs mit ihren genialen Fotos, die ziehen mich sofort metaphysisch an. Sie saugen mich förmlich auf. Ich bin sofort wehrlos. Hier geschieht irgendetwas esoterisches. Da brauche ich nicht ständig wiederkommen, so ein Blog gefällt mir sofort. Denn kein Mensch will sich wirklich mit den Foodbloggern beschäftigen, nur weil er seine Stimme abgeben will, außer den Foodboggern selber, oder muss ich hier Foodbloggerinnen sagen, da sie ja eindeutig in der Mehrheit sind. Auf alle Fälle muss ich die Gefühle ansprechen und nicht das Hirn. Wir glauben zwar alle, dass wir vernunftgesteuert wären, aber hier machen wir uns nur etwas vor. Die wahren und wichtigen Entscheidungen trifft immer noch unsere Gefühlsabteilung. Und genau die muss ich ab sofort mit meinem Blog ansprechen, denn ich will ja schließlich gewinnen.

Brötchen

Also erster Schritt neue Kamera kaufen. Eine neue Kamera macht zwar nicht unbedingt bessere Fotos, aber ich zumindest bekomme dadurch einen Motivationsschub mich wieder mit der Fotografie zu beschäftigen und damit werden die Fotos automatisch besser. Vielleicht sagte ich es schon, aber ein neues Design für meinen Block muss her. Heller, moderner, übersichtlicher und vor allem viele Fotos und deutlich weniger Text. Kurze knappe Einleitung, dann ein Rezept auch nicht zu lange und natürlich hauptsächlich viele Fotos.

Wichtig ist natürlich die Auswahl der Rezepte. Also ein paar Cupcakes sind immer gut, denn sie zeigen, dass man auf der Höhe der Zeit ist und kommen vor allem bei den jüngeren Brigitteleserinnen sehr gut an. Dann ein oder zwei Modetorten, da freuen sich die etwas Älteren, die aber eigentlich glauben jung und modern zu sein. Dann natürlich saisonale Spezialitäten, die lieben im Prinzip alle. Also Kürbis im Herbst, Plätzchen in der Vorweihnachtszeit und Bärlauch im Frühling. Und nicht vergessen ein paar exotische und moderne Zutaten sollte man immer in seine Rezepte einbringen z. B. Cranberries, Szechunanpfeffer, Maccadamianüsse und der unvermeidlichen Cilli. Natürlich sind ein paar wilde Kombinationen auch hilfreich: Cilli-Basilikum, Sauerkraut-Mango, Schoko-Cilli-Bier, Feige-Pfeffer-Marokkanische Minze usw.. Dass es nachgebacken wird, darüber muss man sich keine großen Sorgen machen, denn es muss nur spektakulär aussehen und einen tollen Namen braucht man natürlich auch. Überhaupt der Name des Gebäcks ist fast genauso wichtig, wie die Bilder. Nicht vergessen, was zählt, ist der erste Eindruck, den ich hinterlasse. Oder glaubt hier jemand, die Leserinnen beschäftigen sich wirklich mit den einzelnen Blogs, bevor sie ihre Stimme abgeben?

Als nächstes brauche ich natürlich einen Hacker, der sich wirklich auskennt und keinen von diesen amateurhaften Stümpern, die bisher versucht haben die Abstimmung zu manipulieren. Vielleicht erinnert sich noch einer an die Nacht der 1000 Klicks. Ich als Laie kann da nur sagen, stümperhaft gemacht. Also muss ich mir jemanden suchen, der wirklich weiß wie man so etwas macht. Und dann kann niemand mich mehr aufhalten.

Also liebe Leute, ihr habt es ja jetzt gelesen. Ihr braucht gar nicht mehr antreten, da ich sowieso gewinnen werde. Oder seht ihr das etwa anders?

Nach dem Gewinn und der feierlichen Übergabe der Urkunde und des Pokals, werde ich mich natürlich zur Ruhe setzten und von meinem Ruhm leben. Halt vorher schreibe ich natürlich noch drei Bücher:

  1. Meine besten Rezepte für die Brigitte“

  2. Meine allerbesten Rezepte für die Brigitte“

  3. Das Beste aus meinen besten und allerbesten Rezepten für die Brigitte“

  4. Wie ich den Brigitte-Foodblog-Award gewonnen habe – Martin Schönleben ein Insider packt aus“

Oh, jetzt sind es doch vier Bücher geworden. Macht ja nichts, ein bisschen Geld kann man gut für den Ruhestand gebrauchen.

In diesem Sinne wünscht (Ihnen) dir viel Spaß beim Mitmachen Ihr (dein) zukünftiger Foodblog-Award-Gewinner

Martin

 

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